SPRACHE  
  Redewendungen
  (Herkunft & Bedeutung)
        

  'Zur Salzsäule werden':
Heute: wie gelähmt dastehen ...

Diese Wendung stammt aus der Bibel.

Lots Frau gehorchte auf der Flucht aus Sodom nicht Gottes Gebot, sich auf keinen Fall zur Stadt umzudrehen und erstarrte daraufhin zur Salzsäule.


Weitere Bibel-Zitate bei den 'Ollen Kamellen':
Gift und Galle| Hiobsbotschaft| An die Nieren gehen| Zur Salzsäule werden| Wasser reichen


Siehe: Bibel-Personen: Lot

Liste weiterer: Bibel-Sprüche.
  Schabernack:
Einen Schabernack spielen = einen Streich spielen, jemanden necken.

Möglicherweise kommt der Begriff von dem alten keltischen Ausdruck für Feldhase: "cornisch scovarnog", was "Schädiger der Feldfrüchte" bedeutet.
Man bezeichnete früher auch eine aus einem Hasenfell erstellte Pelzmütze als Schabernack und zurzeit Neithards (wahrscheinlich der Maler: Matthias Grünewald, um 1470/1500) einen im Winter getragenen rauhaarigen Hut als Schavernac.
Über die Pelzmütze aus dem Hasenfell ist auch die Verbindung zu dem Sprichwort: "Den Schelm im Nacken tragen" wahrscheinlich.
  Sein Scherflein beitragen:
Meint: 'Einen kleinen Beitrag leisten'.

Zum Ursprung siehe: 'Olle Kamellen' / Scherflein.

  Schlitzohr:
Schlitzohr = jemand, der durchtrieben ist, listig.

Bei kleineren Vergehen wurden im Mittealter mitunter zur Bestrafung und Kennzeichnung die Ohren des 'Spitzbuben' eingeschlitzt.


Weitere Redewendungen, die sich auf frühere Strafen (Mittelalter ...) beziehen:
'wie gerädert' 'Schlitzohr'
  "Heulen wie ein Schlosshund.":
Heute:
Lang anhaltend und herzzerreißend weinen, heulen.

Gemeint war ursprünglich nicht der Hund in einem Schloss, sondern ein Hund angeschlossen an einer Kette, der eben viel heulte.
  'Von echtem Schrot und Korn ...':
Heute: ein ganzer Kerl sein; geradeheraus sein ...

Der Ursprung dieser liegt aber wohl in der Münzherstellung.
Schrot war das Münzgewicht und Korn das enthaltene Edelmetall (der Feingehalt) der Münze.
Gerade in Zeiten, da Münzen häufig gefälscht wurden, waren Münzen "von echtem Schrot und Korn" - also mit hohem Feingehalt - von besonderem Wert.


Siehe auch:
Olle Kamellen?: Kipper und Wipper, Redewendungen: 'großer Batzen' .
  Schwabenalter:
Das Schwabenalter erreicht haben ...

Scherzhaft für das 40. Lebensjahr. Die Schwaben sollen (nach der Sage!) erst ab diesem Alter Verstand erhalten.


Siehe auch: Sagen: 7 Schwaben
  Schwanengesang:
Als Schwanengesang bezeichnet man: einen Abgesang; das Betrauern einer Sache, die dem Untergang geweiht ist.
Das letzte Werk eines Dichters oder Musikers wird ebenfalls als Schwanengesang bezeichnet.

Entlehnt ist diese Vorstellung aus der griechischen Mythologie. Danach sollen die Schwäne singen, wenn sie sterben.
  'Das kann ja kein Schwein lesen!':
Diese Wendung hat nichts mit Schweinen zu tun.

In Schleswig (17. Jh.) lebte die gebildete Familie Swyn, die den Bauern der Umgebung (die noch Analphabeten waren) bei ihrer Korrespondenz halfen. Wenn nun ein Schriftstück so schlecht verfasst war, dass es niemand lesen konnte (nicht einmal jemand der Familie Swyn), so sagten die Bauern: "Das kann ja nicht einmal ein Swyn lesen!".
  'Die Spendierhosen anhaben':
Bedeutung:
Andere einladen, für sie bezahlen; großzügig sein.

Herkunft (Zeit, Ort, Personen):
Der Ursprung der Redewendung ist nicht genau bekannt. Aber schon der Autor Abraham a Sancta Clara (bürgerlicher Name: Johann Ulrich Megerle / * 02. Jul. 1644 in Kreenheinstetten (Baden) †01. Feb. 1709 in Wien) hat sie 1703 in seinem kleinen satirischen Traktat 'Wunderlicher Traum von einem großen Narren-Nest ' schon erwähnt.

Wahrscheinlich ist die Wendung ab dem 17. Jh. durch Studenten verbreitet worden.

Witzig ist auch noch, dass nicht die Charaktereigenschaft eines Menschen (Freizügigkeit, Großzügigkeit ...), sondern 'Hosen' als Grund für Freigiebigkeit angenommen werden!

Weitere Pseudonyme von Megerle sind: Gaudentius Hilarion, Hilarius von Freudenberg, Theophilus Mariophilus.
  Spießbürger:
Heute:
Ein sehr biederer, konservativer (mitunter auch beschränkter) Mensch.

Ursprünglich war ein Spießbürger (auch: Spießer) ein (einfacher, kleiner) mit einem Spieß bewaffneter Bürger, der in einer Kleinstadt seinen Wachdienst versah.

Den negativen Einschlag bekam der Begriff möglicherweise dadurch, dass die Spießbürger/Kleinstädter an ihren Traditionen sehr lange festhielten und vom Fortschritt geradezu überrollt wurden.


Siehe auch: Pfahlbürger.
  'Den Spieß umdrehen':
Heute:
Auf ähnliche Art und Weise eine (verbale oder sonstige) Attacke zurückgeben.

Ursprünglich war es wohl wörtlich gemeint: Jemand den Spieß (eine lange Stichwaffe) wegnehmen und ihn damit selbst bedrohen, angreifen.
  'Spießruten laufen':
Heute:
Öffentlich (meist unverschuldet) Spott ausgesetzt sein.

Ursprünglich war es wohl auch dies wörtlich gemeint:

Das Spießrutenlaufen war eine sehr harte, brutale Militär-Strafe (seit dem 17. Jh. bekannt). Dabei mußte der Verurteilte durch eine von Soldaten gebildete Gasse laufen und wurde dabei mit Spieß-Ruten geschlagen.
Nicht selten führte die Bestrafung zum Tode des Verurteilten.
  'Spitz auf Knopf stehen.':
Heutige Bedeutung:

Wenn etwas: "Spitz auf Knopf steht", dann steht es "auf Messers Schneide" ... Soll heißen: Der Ausgang einer Sache ist unsicher.

Ursprung:

"Spitz auf Knopf" kommt wahrscheinlich von Degen und Schwertern her. Dabei ist z. B. die Degenspitze = "Spitz" und der Haltegriff (Knauf) = "Knopf".

Wenn nämlich ein Fechter in sehr schneller Folge auf den Gegner 'mal mit "Spitz" und dann wieder mit "Knopf" einwirkt, kann er seinen Gegner sehr in Bedrängnis bringen.


Weitere Redewendungen und Begriffe aus dem Militärischen (besonders des Mittelalters):
'kein Aufhebens machen', 'Brandschatzen', 'Doppelsöldner', 'Heft aus der Hand nehmen', 'Eine Lanze für jemanden brechen', 'Spitz auf Knopf stehen', 'im Stich lassen'
  'Spree-Athen':
Die Bezeichnung "Spree-Athen" (für Berlin) taucht wohl zuerst in einem Gedicht von Erdmann Wirckers (in dem er Friedrich I. ehrt und lobt) im 18. Jh. auf:

Auszug des Gedichtes:


»Die Fürsten wollen selbst in deine Schule gehn,
Drumb hastu auch für Sie ein Spree-Athen.«



Siehe auch: 'Elbflorenz'.
  'Etwas springen lassen':
Heutige Bedeutung:

Wenn jemand: "etwas springen lässt", dann hat er "die Spendierhosen an", dann lädt er andere ein ...

Ursprung:

Der Begriff: "Etwas springen lassen." geht auf die Zeit (Mittelalter) zurück, in dem man die Münzen vor dem Bezahlen noch auf den Tisch warf, um (durch den richtigen Klang) die Echtheit der Münzen zu beweisen oder auch mit der eigenen Zahlungsfähigkeit zu prahlen.
  'Springinsfeld':
Heutige Bedeutung:

Ein leichtlebiger, unbekümmerter Mensch.

Auszug des Gedichtes: 'Robert' von Bürger


»Ich war wohl recht ein Springinsfeld,
In meinen Jünglingstagen;
Und that nichts lieber auf der Welt,
Als reiten, fischen, jagen.«
  'Stadtluft macht frei':
Nach "Jahr und Tag" war im Mittelalter ein Leibeigener frei, wenn er sich in eine Stadt geflüchtet hatte und diesen Zeitraum lang dort aufhalten, leben konnte.
Diese Frist ist auf den Sachsenspiegel zurückzuführen (das älteste dt. Rechtsbuch (um 1220)).
  'Aus dem Stegreif.':
Aus dem Stand, ohne Vorbereitung etwas ausführen.
Oftmals wird es gesprochen als: "Ste(h)-Greif".
Der Begriff hat aber nichts mit dem Stehen zu tun.

Die Sprech- und Schreibtrennung muss als Steg|reif erfolgen.
Stegreif bedeutet Steigbügel (Pferdesport). Reif bedeutet hier ein Seil, das einem Pferd über den Rücken gelegt wurde - ebenfalls eine Aufsitzhilfe, wie der Steigbügel.
Der Begriff Stegreif bedeutete also wahrscheinlich "früher" - etwas quasi im Vorüberreiten (ohne sich die Mühe zu machen, abzusteigen) zu erledigen.
  'Stehkragenproletarier':
Die Bezeichnung: Stehkragenproletarier meint einen kleinen Angestellten (Ende 19., Anfang des 20. Jh.), der sich schon als 'Bürgerlicher' empfand und auch so kleidete, von seinen Einkommensverhältnissen her aber eben 'nur' wie ein Arbeiter (= Proletarier) eingeordnet war.

Arbeiter trugen damals meist Hemden ohne Kragen, die beschriebenen kleinen Angestellten aber in der Regel einen Stehkragen (der eben den 'höherwertigen' Stand ausdrücken sollte).
  'Bei jemandem einen Stein im Brett haben ...':
Das Wohlwollen von jemand genießen; bevorzugt werden ...

Schon Joh. Agricola beschreibt (1529) diese Redew. im Zusammenhang mit Brettspielen.

Die Redewendung stammt von dem Brettspiel: Tricktrack, Backgammon oder Puffspiel. Es war schon im Mittelalter bekannt.
  'Im Stich lassen.':
Wenn ein Knappe seinen bei einem Ritterturnier gestürzten Herrn nicht unverzüglich aus der Gefahrenzone gezogen hatte, durfte dessen Kontrahent weiter auf den 'Gefallenen' einstechen.
Er wurde "im Stich" gelassen.


Weitere Redewendungen und Begriffe aus dem Militärischen (besonders des Mittelalters):
'Kein Aufhebens machen', 'Brandschatzen', 'Doppelsöldner', 'Farbe bekennen' 'Heft aus der Hand nehmen', 'Eine Lanze für jemanden brechen', 'Im Schilde führen', 'Spitz auf Knopf stehen', 'Sporen verdienen', 'Im Stich lassen' 'Ins Visier nehmen', 'Mit offenem Visier kämpfen'