SPRACHE  
  Redewendungen
  (Herkunft & Bedeutung)
        

  'Wer zuerst kommt, der mahlt zuerst!':
Im Mittelalter war dies wörtlich gemeint:
Wer zuerst zur Mühle kam, der durfte sein Korn auch zuerst mahlen.

Schon im Sachsenspiegel (dem ältesten dt. Rechtsbuch, um 1220) war dieser Grundsatz festgehalten.

Sachsenspiegel: II., A59 §4:


»Wer ouch erst zu der mulen kumt, der sal erst malen ...«



Siehe auch weitere Bezüge zum Sachsenspiegel:

'Auf die lange Bank' | ' ...guten Dinge sind 3' | 'Fersengeld' |
'nach Jahr und Tag' | ' ...der mahlt zuerst' |   'Stadtluft macht frei'
  'Den Mantel nach dem Wind hängen':
Heute: sich opportunistisch verhalten.

Ursprünglich war wohl kein ganzer Mantel gemeint, sondern nur eine Art Tuch, das auf der Wetter zugewandten Seite über anderen Kleidungsstücken getragen wurde.

Diese früher wörtlich gemeinte Wendung, hatte also ursprünglich einen positiven Charakter.
  Mantelkinder:
Mantelkinder ist ein mittelalterlicher Rechtsbegriff.

So war es seit dem 13. Jh. in Deutschland üblich, voreheliche oder auch adoptierte Kinder während des Trauungsaktes unter den Mantel oder auch den Schleier der Mutter treten zu lassen, damit sie (symbolisch und rechtlich) zu ehelichen Kindern wurden.


Siehe auch: Redewendungen: Deckmantel.
  'mausetot'
Bedeutung: So 'richtig' tot sein.

Es macht natürlich keinen Sinn, dass etwa eine tote Maus 'besonders' tot sein soll!

Deshalb drängt sich auf, dass es sich um einen sprachlichen Übertragungsfehler handelt.


Folgendes haben wir zur Unterstützung unserer Theorie dazu finden können:

So heißt totsein im Hebräischen: 'matev'.

Im Niederdeutschen gibt es den Begriff: mursdot/murs mit der Bedeutung 'ganz'.


Allerdings hat die Bedeutung, die sich im DWB ('Deutsches Wörterbuch' von den Brüdern Grimm begonnen, das den Wortschatz von Gutenberg [etwa 1450] bis in die 1960er Jahre umfasst) findet, auch einiges für sich:

Hier ist ein Bedeutungsschwerpunkt die Tatsache, dass das Totschlagen einer Maus eine einfache Sache ist.

»MAUSETODT / MAUSTODT, adj. und adv. so leicht getödtet wie eine maus, mit einem schlage todt, gänzlich todt ...«
  'Sich mausig machen.':
Sinn: aufbegehren, vorwitzig sein, angrifflustig sein ...

Diese Redewendung ist schon seit dem 16. Jh. bekannt. Sie nimmt aber nicht Bezug auf Mäuse, sondern auf die Mauser (Gefiederwechsel bei Vögeln). Einige Greifvögel sind nämlich nach der Mauser ganz besonders angriffslustig.


Weitere Redewendungen, die mit der Jagd und der Forstwirtschaft zusammenhängen:

'abklappern' 'in die Binsen gehen' 'auf dem Holzweg sein'
'durch die Lappen gehen' 'auf den Leim gehen'
'sich mausig machen' 'kein Pappenstiel sein' 'Pechvogel'
  Mehrwert:
Schöpfer dieses Begriffes ist Karl Marx.
In seiner Schrift: "Lohn, Preis und Profit", die noch vor seinem Hauptwerk: "Das Kapital" (an dem er 40 Jahre lang gearbeitet hat!) erschienen ist, sagt Marx:

»... Obgleich nur ein Teil des Tagewerks des Arbeiters aus bezahlter, der andere dagegen aus unbezahlter Arbeit besteht und gerade diese unbezahlte oder Mehrarbeit den Fonds konstituiert, woraus der Mehrwert oder Profit sich bildet, hat es den Anschein, als ob die ganze Arbeit aus bezahlter Arbeit bestünde.«

Siehe: "Mehrwertsteuer".
  'Die halbe Miete.':
Früher wurde die Ernte für bestimmte Feldfrüchte (Rüben, Kartoffeln ...) in sogenannten Mieten (Erdgruben) eingelagert. War die halbe Miete gefüllt, so war bereits die Hälfte der Ernte eingebracht.
  'Milchmädchenrechnung':
Bedeutung:
Die Vorstellung von großartigen Einnahmen, Gewinnen, deren Erzielung aber auf einer Kette von überzogen zweifelhaften Erwartungen, Annahmen beruht.

Dieser Begriff stammt aus einer Fabel von Jean de la Fontaine:

"La laitiere et le pot au lait".


 Literatur zum Thema: 

"Sämtliche Fabeln"
(Jean de la Fontaine)
Patmos-Verlag, 2002, ISBN: 3-491-96100-9

* Besonders schön sind darin die (über 240) Illustrationen (Stiche) vom Meister der satirischen Bilder: Grandville (Karikaturist: Jean Ignace Isidore Gerard (*1803 +1847)).
Es gibt Ausgaben von: Gullivers Reisen, Don Quijote, La Fontaines Fabelsammlung ... mit wirklich treffenden Bildern von Grandville.
  'Zur Minna machen.':
"Zur Minna machen" = jemanden schlecht behandeln, zurechtweisen, bestrafen ...

Minna ist die Kurzform von Wilhelmine. Früher war dies der "Ruf"-Name vieler Dienstmädchen (auch wenn sie eigentlich anders hießen!), deren Arbeitsbedingungen oft hart waren.

Der Begriff Minna kommt möglicherweise aus dem Rotwelschen (Jiddischen?): "Inne" = Schmerz, Qual oder auch: "meannes sein" = demütigen, quälen ...
  'Jemanden mundtot machen':
Sinn heute: Jemanden zum Schweigen bringen.

Ursprünglich bedeutete es aber, jemanden entmachten, ihm die Gewalt (althochdeutsch: die Munt) wegnehmen.
  'Mutter Courage':
"Lebensbeschreibung der Ertzbetrügerin und Landstörtzerin Courasche"
von C. Grimmelshausen (1670)

Eine beherzte Frau.
Bert Brecht hat nach dieser Vorlage das Stück: "Mutter Courage und ihre Kinder" (1939) geschrieben.